Symphysenschmerzen und Symphysenlockerung in der Schwangerschaft

Die Symphyse, auch Schambeinfuge genannt, ist eine knorpelige Verbindung zwischen den beiden Schambeinästen im vorderen Bereich des Beckens. Sie liegt genau über dem Schambereich und verbindet das rechte und linke Becken miteinander. Bildlich gesprochen ist die Symphyse wie eine weiche "Brücke" oder ein "Stossdämpfer" zwischen den beiden Beckenhälften.
Ihre Aufgabe ist es, Stabilität im Beckenbereich zu geben und gleichzeitig eine gewisse Beweglichkeit zu ermöglichen – besonders wichtig während der Geburt.
Die sogenannte Symphysenlockerung beschreibt eine verstärkte, über das normale Mass hinausgehende Aufweitung oder Instabilität der Schambeinfuge (Symphyse).
Warum treten Symphysenbeschwerden in der Schwangerschaft auf?
Während der Schwangerschaft produziert der Körper das Hormon Relaxin, das die Bänder im Beckenbereich weicher und dehnbarer macht. Dies ist notwendig, um die Geburt zu erleichtern. Allerdings kann diese natürliche Lockerung der Bänder auch dazu führen, dass das Becken instabil wird – besonders im Bereich der Symphyse.
In etwa 90 % der Fälle treten Symphysenschmerzen bei Schwangeren auf, besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel. Sie können aber auch auftreten:
- bei Personen mit körperlich anstrengenden Berufen
- bei Reiterinnen, Läuferinnen oder Radfahrerinnen
- sowie nach Unfällen oder starker körperlicher Belastung
- Auch nach der Geburt können die Beschwerden weiterbestehen
Symptome: Wie äussern sich Symphysenschmerzen?
Symphysenschmerzen sind meist stechend, ziehend oder drückend und treten im vorderen Schambereich auf. Sie können in die Leiste, Oberschenkelinnenseite, das Gesäss oder das Kreuzbein ausstrahlen. Viele Betroffene beschreiben ein Gefühl der Instabilität oder ein "Auseinanderziehen" im Beckenbereich. In ausgeprägten Fällen kann sogar ein hörbares Knacken oder Klicken im Bereich der Symphyse auftreten.
Typische Alltagssituationen, in denen Beschwerden auftreten:
- Beim Gehen entsteht ein typischer "Watschelgang", oft begleitet von einem Schweregefühl im Becken
- Treppensteigen verursacht stechende oder ziehende Schmerzen, besonders beim Abdrücken mit einem Bein
- Aufstehen aus dem Bett, vom Stuhl oder aus dem Auto ist erschwert und muss oft langsam und seitlich abgestützt erfolgen
- Hosen anziehen im Stehen kann sehr schmerzhaft sein – Tipp: lieber im Sitzen anziehen, um einseitige Belastung zu vermeiden
- Die Seitenlage im Bett wird ohne Kissen zwischen den Knien oft als unangenehm empfunden, da das obere Bein auf das Becken zieht
- Drehen im Bett wird oft zur Qual – viele Schwangere müssen sich mit den Armen abstützen oder in mehreren Etappen drehen
Behandlungsmöglichkeiten: Was hilft bei Symphysenschmerzen?
Die Behandlung zielt darauf ab, das Becken zu stabilisieren, die Belastung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern. Besonders bewährt haben sich dafür spezielle Stützgürtel und Symphysengürtel.
1. Stützgürtel für Schwangere

Stützgürtel, auch Bauchgürtel genannt, entlasten gezielt die Bauch-, Rücken- und Beckenbodenmuskulatur. Sie stützen den wachsenden Babybauch, lindern den Druck auf die Blase und fördern eine aufrechte Körperhaltung.
Dank ihrer ergonomischen Passform verteilen sie das Gewicht gleichmässig und können so auch Symphysenschmerzen deutlich reduzieren, insbesondere wenn gleichzeitig Kreuz- oder Rückenschmerzen bestehen.
Alltagssituationen, in denen ein Stützgürtel helfen kann:
- Bei längerem Stehen oder Gehen (z. B. beim Einkaufen)
- Im Haushalt bei leichten Tätigkeiten
- Bei Schmerzen im unteren Rücken oder im Beckenbereich
2. Symphysengürtel zur gezielten Beckenstabilisierung

Im Unterschied zum klassischen Stützgürtel wirken Symphysengürtel direkt im Bereich des Beckens. Sie umschliessen das Becken tief und stabilisieren gezielt die Symphyse, indem sie das Becken leicht zusammendrücken. Das verringert die Beweglichkeit der Schambeinfuge und reduziert dadurch die Schmerzen.
Symphysengürtel sind besonders geeignet:
- bei ausgeprägten Symphysenschmerzen ohne Rückenschmerzen
- wenn gezielte Entlastung der Schambeinfuge gewünscht ist
- im Alltag beim Treppensteigen, Sitzen und Tragen von Gegenständen
3. Weitere unterstützende Massnahmen
- Bewegungsanpassung: Vermeiden Sie Bewegungen mit starker Beckenöffnung, z. B. Einbeinstand, Ausfallschritt, Schneidersitz, Treppensteigen, Abspreizen oder Heben eines gestreckten Beines. Auch das längere Stehen ohne Gewichtsverlagerung kann die Beschwerden verstärken. Versuchen Sie, Bewegungen symmetrisch und langsam auszuführen.
- Schlafen mit Kissen: Ein Stillkissen oder Lagerungskissen zwischen den Knien kann die Symphyse im Liegen entlasten. Auch ein zweites kleines Kissen unter dem Bauch sorgt für zusätzliche Stabilität.
- Physiotherapie: Speziell ausgebildete Physiotherapeutinnen können gezielte Übungen zur Beckenstabilisierung, zur Kräftigung der tiefen Rumpfmuskulatur und zur Verbesserung der Körperhaltung anleiten. In manchen Fällen wird auch Kinesio-Taping angewendet.
- Massagen: Sanfte Becken- und Lendenmassagen oder eine Mobilisation der Iliosakralgelenke können Verspannungen lösen und die Durchblutung verbessern. Sie sollten ausschliesslich von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden.
- Wärmeanwendungen: Ein warmes Bad, ein Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche im Bereich der Lendenwirbelsäule kann entspannend wirken – aber bitte nie direkt auf den Bauch legen. Vor Anwendung Rücksprache mit Hebamme oder Ärztin halten.
- Hilfe im Alltag: Scheuen Sie sich nicht, Hilfe anzunehmen. Kleine Dinge wie Einkäufe tragen, Wäsche aufhängen oder das Hochheben älterer Kinder können die Symphyse zusätzlich belasten.
Prävention: Wie lassen sich Schmerzen in der Symphyse vermeiden?
Eine hundertprozentige Vermeidung ist nicht immer möglich – aber Sie können das Risiko deutlich senken:
- Frühzeitiger Muskelaufbau: Trainieren Sie vor und in der Schwangerschaft gezielt die Beckenboden-, Rücken- und Bauchmuskulatur.
- Richtige Haltung: Vermeiden Sie Hohlkreuz, einseitige Belastung und langes Stehen ohne Ausgleich.
- Kein Rauchen: Nikotin beeinträchtigt die Elastizität des Bindegewebes und fördert strukturelle Instabilität.
Fazit
Symphysenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der Schwangerschaft – vor allem im letzten Drittel. Sie entstehen durch hormonell bedingte Lockerung der Bänder und die zunehmende Belastung des Beckens.
Stützgürtel und Symphysengürtel können hier gezielt entlasten und den Alltag spürbar erleichtern. In Kombination mit Bewegungstipps, Physiotherapie und einer guten Schlafposition lassen sich die Beschwerden oft deutlich lindern. Wer frühzeitig reagiert und präventiv auf Muskelaufbau und Haltung achtet, kann die Beschwerden oft ganz vermeiden oder reduzieren.
Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keinen Arztbesuch sowie fundierte Diagnose und dient einzig der Information zu Symphysenbeschwerden in der Schwangerschaft.