Plattfuss: Ursachen, Symptome und Behandlung

Der Plattfuss, medizinisch Pes planus genannt, gehört zu den häufigsten Fussfehlstellungen bei Erwachsenen. Er kann beschwerdefrei verlaufen – führt jedoch häufig zu Schmerzen und Fehlbelastungen, die sich auf Knie, Hüfte und Rücken auswirken. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie ein Plattfuss entsteht, welche Beschwerden typisch sind und welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten Ihnen helfen können, den Fuss zu entlasten und Folgeschäden vorzubeugen.
Was ist ein Plattfuss?
Beim Plattfuss ist das Längsgewölbe des Fusses stark abgesenkt oder vollständig eingebrochen. Während bei einem gesunden Fuss das Gewölbe im Bereich der Fussinnenseite sichtbar ist (z. B. beim Barfussstehen auf einem glatten Boden), liegt beim Plattfuss die gesamte Fusssohle nahezu oder komplett auf. Dadurch verändert sich die gesamte Statik des Körpers.
Ein Plattfuss kann angeboren oder erworben sein – Letzteres ist bei Erwachsenen weitaus häufiger der Fall. Oft entwickelt sich die Fehlstellung schleichend über Jahre hinweg.

Ursachen: Warum entsteht ein Plattfuss?
Ein erworbener Plattfuss entsteht meist durch eine Kombination aus Überbelastung, Muskelschwäche und unzureichender Fussmuskulatur. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
- Schwache Fuss- und Unterschenkelmuskulatur, etwa durch Bewegungsmangel
- Übergewicht, das permanent Druck auf das Fussgewölbe ausübt
- Langes Stehen oder Gehen auf hartem Untergrund
- Falsches Schuhwerk, insbesondere flache, harte oder stark gedämpfte Schuhe ohne Fussgewölbeunterstützung
- Verletzungen oder neurologische Erkrankungen, welche die Muskelfunktion beeinträchtigen
- Alterungsprozesse, insbesondere ein Nachlassen der Tibialis-posterior-Sehne (wichtige Stütze des Fussgewölbes)
Symptome: Woran erkennt man einen Plattfuss?
Ein Plattfuss muss nicht zwingend Beschwerden verursachen – vor allem im Anfangsstadium bleibt er oft unbemerkt. Doch mit der Zeit treten bei vielen Betroffenen typische Symptome auf, die besonders in belastenden Alltagssituationen spürbar werden.
Ein häufiges erstes Anzeichen ist ein ziehender oder stechender Schmerz an der Fussinnenseite, insbesondere unter dem Fussgewölbe. Viele Menschen bemerken diesen Schmerz nach einem längeren Spaziergang, beim Einkauf im Supermarkt oder nach einem Tag mit viel Stehen im Beruf. Oft tritt das Unwohlsein zunächst nur auf, wenn man barfuss auf hartem Boden läuft – etwa in der Küche oder im Badezimmer. Das Fussgewölbe fehlt als natürlicher Stossdämpfer, und die Belastung wird ungleichmässig über die ganze Sohle verteilt.
Typisch ist auch eine schnelle Ermüdung der Füsse. Während gesunde Füsse mehrere Stunden problemlos belastet werden können, fühlen sich Füsse mit Plattfuss oft schon nach kurzer Zeit schwer und verspannt an. Dies betrifft besonders Menschen, die viel auf harten Böden arbeiten – etwa im Einzelhandel, in der Gastronomie oder in Pflegeberufen. Das Gefühl erinnert manche an das „Durchstehen“ eines Konzerts oder langen Museumsbesuchs: Schon nach kurzer Zeit sucht man verzweifelt nach einer Sitzgelegenheit.
Weitere häufige Beschwerden sind Brenn- oder Druckgefühle unter der Fusssohle, besonders im Bereich der Ferse oder des Mittelfusses. Auch Schmerzen im vorderen Fussbereich oder unter dem grossen Zeh können auftreten – oft als Folge von Fehlbelastungen, die durch das eingesunkene Gewölbe entstehen.
Mit fortschreitender Fehlstellung verändert sich oft auch das Gangbild. Die Ferse kippt beim Gehen nach innen, der Fuss „rollt“ nicht mehr sauber ab, und viele Betroffene bemerken ein ungleichmässiges Auftreten. Manche berichten auch über das Gefühl, beim Gehen „nach innen zu knicken“. Diese Veränderung bleibt selten auf den Fuss beschränkt: Häufig entwickeln sich daraus Verspannungen in den Waden, Knieschmerzen oder sogar Schmerzen in der Hüfte und im unteren Rücken.
Nicht zuletzt kann ein Plattfuss auch die Zehenstellung beeinflussen. Durch die veränderte Statik des Fusses kommt es häufig zu einer Überlastung des Vorfusses. In der Folge entstehen Fehlstellungen wie Hammerzehen oder ein Hallux valgus (Ballenzeh).
Je früher diese Symptome erkannt und behandelt werden, desto besser lassen sich Spätfolgen vermeiden – und der Fuss kann durch gezielte Massnahmen stabilisiert werden, bevor dauerhafte Schäden entstehen.
Mögliche Folgeschäden: Warum der Plattfuss den ganzen Körper betrifft
Ein Plattfuss verändert die Druckverteilung beim Gehen. Da das Fussgewölbe als natürlicher Stossdämpfer fehlt, wird die Belastung auf andere Strukturen verlagert. Mögliche Folgen:
- Knieschmerzen, insbesondere an der Innenseite, durch veränderte Beinachsen
- Hüftschmerzen, weil das Becken in eine unnatürliche Haltung gezwungen wird
- Rückenschmerzen, vor allem im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule), durch eine ungleichmässige Gewichtsverteilung
- Fersensporn oder Achillessehnenbeschwerden, durch eine Überlastung der Sehnenansätze
Je früher man eingreift, desto besser lassen sich diese Beschwerden vermeiden.
Abgrenzung: Unterschied zwischen Plattfuss, Senkfuss und Hohlfuss
Es ist wichtig, den Plattfuss von anderen Fussformen zu unterscheiden. Ein Senkfuss ist von den Beschwerden her oft noch harmlos. Der Hohlfuss dagegen kann ebenfalls schmerzhaft sein, hat jedoch eine völlig andere Ursache und Therapie.
- Plattfuss (Pes planus): Das Längsgewölbe des Fusses ist stark abgesenkt oder vollständig eingebrochen. Die gesamte Fusssohle liegt beim Stehen nahezu oder ganz am Boden auf. Häufig führt das zu einer veränderten Beinachse und sichtbarem Einknicken der Ferse nach innen.
- Senkfuss: Das Fussgewölbe ist zwar abgeflacht, aber noch vorhanden. Im Gegensatz zum Plattfuss ist die Fusssohle nicht vollständig aufliegend. Ein Senkfuss verursacht meist keine Beschwerden und bleibt oft unbemerkt. Er kann jedoch in einen Plattfuss übergehen, wenn keine Gegenmassnahmen erfolgen.
- Hohlfuss (Pes cavus): Hier ist das Längsgewölbe übermässig hoch ausgeprägt. Der Fuss berührt den Boden fast nur mit Ferse und Vorfuss, die Mittelfussregion bleibt stark angehoben. Hohlfüsse führen häufig zu Druckstellen, Instabilität oder Schmerzen durch Überlastung einzelner Bereiche.

Behandlung: Was hilft bei einem Plattfuss?
Orthopädische Schuheinlagen
Ein bewährtes Hilfsmittel sind orthopädische Einlagen, die das Fussgewölbe stützen und die Muskulatur entlasten. Man unterscheidet:
1. Ganzflächige Einlegesohlen
- Unterstützen das gesamte Fussgewölbe (Längs- und Quergewölbe)
- Oft zusätzlich gepolstert (z. B. unter der Ferse oder im Vorfussbereich)
- Ideal bei ausgeprägtem Plattfuss oder zusätzlichen Beschwerden wie Fersenschmerzen
- Nachteil: benötigen viel Platz im Schuh; oft nicht geeignet für eng geschnittene Schuhe

2. Einlegekeile oder Teilstützen
- Kleine Elemente, die nur das Längsgewölbe anheben
- Werden meist in den Schuh eingeklebt
- Vorteil: sehr platzsparend, auch in Businessschuhen oder Ballerinas verwendbar
- Nachteil: weniger Dämpfung, bieten keine Rundum-Unterstützung

Wichtig zu wissen:
Einlagen lindern die Symptome, beheben aber nicht die Ursache – die schwache Muskulatur bleibt bestehen. Daher ist ein aktives Training der Fussmuskulatur unverzichtbar.
Fussmuskulatur gezielt stärken
Ein kräftiges Fussgewölbe entsteht durch regelmässige Beanspruchung. Besonders wirksam:
- Barfusslaufen auf unebenem Untergrund (z. B. Wiese, Sand)
- Fussgymnastik, z. B. Greifübungen mit den Zehen, auf Zehenspitzen gehen, Fusskreisen
Diese Übungen fördern die Tiefenmuskulatur und verbessern die Statik nachhaltig.
Massagebälle und Igelbälle: Hilfe zur Selbsthilfe
Massagerollen und Igelbälle regen die Durchblutung an, lösen Verspannungen und stärken die Fussmuskulatur. So funktioniert’s:
- Im Sitzen oder Stehen langsam mit dem Fuss über die Rolle oder den Ball rollen
- Mehrmals täglich je Fuss 1–2 Minuten
- Besonders effektiv am Morgen oder nach Belastung
Tipp: Ein Igelball mit kleinen Noppen stimuliert zusätzlich die Nerven und aktiviert Reflexzonen.

Weitere ergänzende Massnahmen
- Gewichtsreduktion: Jedes überflüssige Kilo belastet die Fussgewölbe. Bereits 5–10 kg weniger können Beschwerden merklich reduzieren.
- Wechselschuhe verwenden: Entlastet den Fuss durch unterschiedliche Sohlen und Stützelemente.
- Physiotherapie: Bei stärkeren Beschwerden oder Fehlstellungen kann eine begleitende Behandlung sinnvoll sein.
Fazit: Den Plattfuss ernst nehmen – rechtzeitig handeln
Ein Plattfuss ist nicht nur eine Fussfehlstellung – er betrifft den gesamten Bewegungsapparat. Wer frühzeitig auf Warnzeichen wie Fussschmerzen oder Gangveränderungen achtet, kann mit einfachen Mitteln gegensteuern. Orthopädische Einlagen entlasten den Fuss im Alltag, sollten aber unbedingt mit aktiven Massnahmen wie Fussgymnastik und Massage kombiniert werden.
Bleiben Sie in Bewegung – und achten Sie auf Ihre Füsse. Denn sie tragen Sie ein Leben lang.
Dieser Beitrag und die beschriebenen Therapiemethoden ersetzen selbstverständlich keinen Arztbesuch und dienen nur der Aufklärung über den Plattfuss.