Morton-Neurom: Ursachen, Symptome und Behandlung

Das Morton-Neurom, auch als Morton-Neuralgie oder Interdigitalneuralgie bezeichnet, ist eine schmerzhafte Nervenreizung im Vorfuss. Typischerweise tritt der Schmerz zwischen dem dritten und vierten Zeh auf und kann sich wie ein brennendes, stechendes oder elektrisierendes Gefühl anfühlen. Häufig betroffen sind Menschen mit Fussfehlstellungen wie Spreizfuss, aber auch enge oder ungeeignete Schuhe können das Beschwerdebild verstärken.
In diesem Ratgeber erklären wir Ihnen laienverständlich, was das Morton-Neurom ist, wie es entsteht, welche typischen Symptome auftreten, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Sie mit gezielten Massnahmen vorbeugen können.
Was ist ein Morton-Neurom?
Das Morton-Neurom ist eine Form der sogenannten Metatarsalgie, also von Schmerzen im Bereich des Mittelfusses. Es handelt sich um eine spezielle Variante dieser Vorfussschmerzen, bei der nicht die Knochen oder Gelenke, sondern ein Nerv betroffen ist.
Ein Morton-Neurom ist eine gutartige Verdickung eines Nervs, der zwischen den Mittelfussknochen (Metatarsalknochen) verläuft. Meist handelt es sich um einen sogenannten Interdigitalnerv, der sich durch ständige Reibung, Druck oder Fehlbelastung entzündet und verdickt. Diese Verdickung kann eingeklemmt werden, insbesondere beim Gehen oder Stehen, was zu den typischen Schmerzen führt.
Der betroffene Nerv liegt zwischen den Köpfchen der Mittelfussknochen, meist zwischen dem dritten und vierten Zeh. Es handelt sich dabei nicht um einen „echten“ Tumor, sondern um eine reaktive Nervenveränderung infolge mechanischer Überreizung.

Ursachen: Wie entsteht ein Morton-Neurom?
Ein Morton-Neurom entwickelt sich durch eine wiederholte mechanische Irritation des Nervs, der zwischen den Mittelfussknochen verläuft. Diese Überreizung kann zu einer Verdickung des Nervs führen, wodurch er anfälliger für Druck und Einengung wird. Besonders problematisch ist dies im Vorfussbereich, wo wenig Platz zwischen den Knochen besteht und Belastungsspitzen direkt auf den betroffenen Nerv einwirken können. Verschiedene strukturelle und äussere Faktoren begünstigen diese Entwicklung:
1. Spreizfuss
Ein abgesenktes Quergewölbe führt zu einer Spreizung der Mittelfussknochens und ein sogenannter Spreizfuss entsteht. Dadurch verengen sich die Zwischenräume zwischen den Knochen, durch welche die feinen Nerven verlaufen. Diese Verengung kann zu einer ständigen mechanischen Reizung des Nervs führen, besonders bei Belastung. Viele Betroffene bemerken erste Symptome erst nach längerer Gehzeit oder bei häufigem Stehen, etwa im Beruf.
Ohne gezielte Unterstützung wie eine stützende Einlage bleibt der Nerv dauerhaft unter Druck, was die Entstehung eines Morton-Neuroms stark begünstigt.
2. Fussfehlstellungen wie Plattfuss oder Hohlfuss
Diese strukturellen Veränderungen der Fussform beeinflussen die gesamte Statik des Fusses. Beim Plattfuss ist das Längsgewölbe abgeflacht, was zu einer unnatürlichen Verteilung der Körperlast auf den Vorfuss führt. Beim Hohlfuss hingegen ist das Fussgewölbe überhöht, was die Belastung auf den Fussballen konzentriert. Beide Varianten können Druckspitzen verursachen, welche die feinen Nervenbahnen im Vorfuss zusätzlich belasten und langfristig irritieren.
3. Ungeeignetes Schuhwerk
Enge, spitze oder hochhackige Schuhe drücken die Zehen zusammen und engen den Vorfuss stark ein. Dabei werden die Mittelfussknochen zusammengedrückt, was die Nerven zwischen ihnen einklemmen kann. Vor allem bei modischen Schuhen mit schmalem Schnitt oder hohen Absätzen ist dieser Effekt ausgeprägt. Auch schlecht gedämpfte oder harte Schuhsohlen können bei jedem Schritt Mikrotraumata im Vorfussbereich verursachen, die sich über Zeit summieren und ein Morton-Neurom begünstigen.
4. Überlastung
Längeres Stehen, intensives Gehen auf harten Böden oder sportliche Aktivitäten wie Joggen, Wandern oder Ballsportarten belasten den Vorfuss besonders stark. Bei jedem Schritt wirken hohe Kräfte auf die Nervenstrukturen im Bereich der Mittelfussknochen. Wird diese Belastung über längere Zeit nicht kompensiert, etwa durch geeignetes Schuhwerk oder Einlagen, kann dies zu einer Reizung und letztlich zur Entstehung eines Morton-Neuroms führen.
5. Vorangegangene Verletzungen oder Entzündungen
Frühere Verletzungen im Bereich des Vorfusses, wie Zerrungen, Knochenbrüche oder Verstauchungen, können strukturelle Veränderungen im Fuss hinterlassen. Auch Entzündungsprozesse, etwa durch Arthritis, verändern das Gewebe und machen es anfälliger für Reizungen. Diese Veränderungen können die Lage und Beweglichkeit der Nerven im Vorfuss beeinflussen und die Entstehung eines Morton-Neuroms begünstigen – selbst wenn die ursprüngliche Verletzung längst verheilt ist.
Symptome: Woran erkennt man ein Morton-Neurom?
Die Beschwerden treten meist belastungsabhängig auf, können aber im Verlauf auch in Ruhe spürbar werden. Typische Symptome sind:
- Brennende, stechende oder ziehende Schmerzen zwischen den Zehen, meist zwischen dem drittem und viertem Zeh
- Elektrisierendes Gefühl oder Kribbeln im Vorfuss
- Gefühl, auf einem „Kieselstein“ zu laufen
- Druckschmerz bei Belastung, insbesondere beim Abrollen
- Verstärkung der Beschwerden in engen Schuhen oder bei längerem Gehen
- Linderung, wenn Schuhe ausgezogen oder die Füsse massiert werden
Behandlung: Was hilft bei Morton-Neurom?
Ein Morton-Neurom lässt sich in vielen Fällen konservativ – also ohne Operation – behandeln. Ziel ist es, den Druck auf den betroffenen Nerv zu reduzieren und die Fussmechanik zu verbessern.
1. Orthopädische Schuheinlagen
Spezielle Einlegesohlen können die Fussfehlstellung korrigieren und die Belastung im Vorfussbereich reduzieren. Zwei Varianten kommen zum Einsatz:
- Weiche, dämpfende Einlagen mit Gelkern entlasten den Fuss beim Auftreten und reduzieren Druckspitzen
- Stabile, korrigierende Einlagen stützen das Quergewölbe und helfen gezielt bei Spreizfuss, Plattfuss oder Hohlfuss

2. Metatarsal-Bandagen mit Pelotte
Diese Bandagen verfügen über eine sogenannte Pelotte – eine Erhöhung, die den Mittelfuss von unten stützt. Dadurch wird:
- das abgesenkte Quergewölbe angehoben
- die Belastung besser über den ganzen Fuss verteilt
- der Druck auf die Nervenstruktur verringert
- die Spreizung im Vorfuss reduziert
Metatarsal-Bandagen können auch im Alltag oder beim Sport getragen werden und sind eine effektive, unkomplizierte Unterstützung.

3. Polsternde Vorfusskissen und Vorfusspolster
Diese Produkte bestehen meist aus weichem Gelmaterial und polstern den Vorfuss ab. Sie:
- reduzieren punktuelle Druckbelastung beim Gehen
- können in den Schuh eingelegt oder als Bandage getragen werden
- schützen empfindliche Bereiche und wirken der Blasenbildung entgegen

4. Weite, bequeme Schuhe mit guter Dämpfung
Tragen Sie Schuhe mit ausreichend Zehenfreiheit und weicher Sohle. Vermeiden Sie hohe Absätze und enge Spitzen. Sportschuhe mit breiter Zehenbox sind im Alltag oft eine gute Wahl.
5. Ergänzende Massnahmen
Zusätzlich zu Einlagen, Polstern und Bandagen können weitere Massnahmen helfen, die Beschwerden eines Morton-Neuroms zu lindern oder den Heilungsverlauf zu unterstützen:
- Fussgymnastik: Gezielte Übungen fördern die Durchblutung, kräftigen die Fussmuskulatur und verbessern die Fussstatik. Beispiele sind das Greifen kleiner Gegenstände mit den Zehen, das Aufrollen eines Handtuchs oder barfuss gehen auf weichem Untergrund. Auch das bewusste Anheben und Senken des Fussgewölbes kann helfen.
- Dehnübungen: Regelmässiges Dehnen der Waden- und Fussmuskulatur reduziert Spannungen und kann so den Druck auf den Vorfuss verringern. Auch das Dehnen der Zehen durch sanftes Auseinanderziehen kann entlastend wirken.
- Sanfte Fussmassagen: Eine vorsichtige Massage des Vorfusses kann verspannte Strukturen lockern und die Durchblutung verbessern. Besonders wohltuend ist dies nach längeren Gehstrecken oder Arbeitstagen mit viel Stehen.
- Temporäre Entlastung: In akuten Phasen kann eine kurzzeitige Reduktion der Belastung sinnvoll sein – etwa durch das Meiden langer Spaziergänge oder intensiver Sportarten. Eine bewusste Pausengestaltung im Alltag entlastet den Vorfuss zusätzlich.
- Taping oder Bandagierung: In manchen Fällen können funktionelle Tapes oder leichte elastische Bandagen helfen, den Vorfuss zu stabilisieren und gleichzeitig die Beweglichkeit zu erhalten.
Diese ergänzenden Massnahmen sind nicht als Ersatz, sondern als sinnvolle Erweiterung der konservativen Therapie zu verstehen. Im Zweifel sollte eine Therapie stets in Absprache und Begleitung einer medizinischen Fachperson erfolgen, welche auf Ihren Körper zugeschnittene Empfehlungen abgeben kann.
Wann ist eine Operation notwendig?
Wenn konservative Massnahmen über längere Zeit keine Besserung bringen, kann eine operative Entfernung des verdickten Nervengewebes notwendig sein. Dieser Eingriff erfolgt in der Regel ambulant, birgt aber – wie jede Operation – gewisse Risiken.
Prävention: So beugen Sie einem Morton-Neurom vor
Die wichtigste Vorbeugung ist die Reduktion von Überbelastung und Druck im Vorfuss. Dabei helfen folgende Massnahmen:
- Tragen Sie orthopädische Einlagen frühzeitig bei Spreizfuss oder Fussfehlstellungen
- Achten Sie auf gut sitzende, bequeme Schuhe mit ausreichender Breite
- Vermeiden Sie häufiges Tragen hoher Absätze oder spitzer Schuhe
- Stärken Sie Ihre Fussmuskulatur durch regelmässige Übungen
- Legen Sie bei längeren Belastungen auch Pausen zur Fussentlastung ein
Fazit: Schmerzen erkennen – gezielt entlasten
Ein Morton-Neurom kann im Alltag sehr belastend sein – vor allem, wenn die Ursache nicht erkannt wird. Wer den Schmerz früh ernst nimmt und gezielt entlastet, kann oft auf eine Operation verzichten. Mit den richtigen Einlagen, Bandagen und Polsterungen sowie bequemen Schuhen lassen sich die Beschwerden oft deutlich lindern. Gleichzeitig können Sie durch gezielte Vorbeugung die Fussgesundheit langfristig erhalten.
Hinweis: Dieser Ratgeber dient lediglich der Aufklärung über das Thema Morton-Neurom und kann keinen Besuch bei einer medizinischen Fachperson ersetzen.