Haglundferse: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Haglundferse – auch Haglund-Syndrom, Haglund-Exostose oder umgangssprachlich Überbein an der Ferse genannt – ist eine knöcherne Vorwölbung an der Rückseite des Fersenbeins (medizinisch: Calcaneus). Diese knöcherne Ausziehung entsteht direkt am Ansatz der Achillessehne, also dort, wo die kräftige Sehne der Wadenmuskulatur an der Ferse ansetzt.
Die Haglundferse selbst ist nicht immer schmerzhaft. Beschwerden entstehen meist durch mechanische Reibung des Knochens am Schuh – insbesondere bei engen Fersenkappen – sowie durch Druck auf benachbarte Strukturen wie den Schleimbeutel (Bursa) oder die Sehne selbst.
Ursachen: Wie entsteht eine Haglundferse?
Die Ursachen der Haglundferse sind vielfältig – in den meisten Fällen handelt es sich um eine Kombination aus mehreren Risikofaktoren. Eine klare Einzelursache lässt sich oft nicht identifizieren.
1. Mechanische Reizung durch Schuhe
Ein häufiger Auslöser ist das Tragen von Schuhen mit harter, enger Fersenkappe, etwa:
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Laufschuhe mit festem Schaft
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Fussballschuhe
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Damenpumps oder Stiefel mit engem Abschluss
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Arbeitsschuhe mit hohem Schaft
Durch die ständige Reibung am oberen Fersenrand wird der Körper zur Ausbildung von Knochengewebe angeregt – ähnlich wie bei einem Hühnerauge auf der Haut, nur im Knochen selbst.
2. Anatomische Veranlagung
Manche Menschen haben von Natur aus ein nach hinten überstehendes Fersenbein. Diese Form wird oft vererbt und begünstigt die Reibung – insbesondere in Kombination mit engem Schuhwerk.
Auch eine verkürzte Achillessehne kann die Spannung am Fersenbein erhöhen, was wiederum die Entstehung einer knöchernen Vorwölbung begünstigt.
3. Intensive Belastung in der Jugend
In der Wachstumsphase ist der Ansatz der Achillessehne besonders empfindlich. Wird dieser Bereich durch intensiven Sport (z. B. Leichtathletik, Fussball) stark beansprucht, kann sich die Form des Fersenbeins dauerhaft verändern. In solchen Fällen ist der Sehnenansatz später grösser und ragt weiter nach hinten – was wiederum mehr Reibung im Schuh bedeutet.
4. Fussfehlstellungen
Bestimmte Fussfehlstellungen begünstigen die Entstehung einer Haglundferse:
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Hohlfuss (Pes cavus): Durch das stark gewölbte Fusslängsgewölbe kippt die Ferse leicht nach innen (Varusstellung), was die Druckbelastung auf den Achillessehnenansatz erhöht.
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Überpronation (zu starkes Einknicken des Fusses nach innen): führt zu einer Zugbelastung auf die Sehnenansätze.
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Verkürzte Wadenmuskulatur: Erhöht die Zugspannung auf die Achillessehne bei jedem Schritt.
Wer ist besonders betroffen?
Die Haglundferse tritt häufig bei folgenden Gruppen auf:
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Sportlich aktive Menschen, besonders Läufer, Fussballspieler, Handballer und Tänzer
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Frauen, da enge Schuhe und hohe Absätze den Druck auf die Ferse erhöhen
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Menschen mit veranlagter Fussform (z. B. Hohlfuss)
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Personen mit hohem Körpergewicht, da die mechanische Belastung insgesamt steigt
Symptome: So äussert sich die Haglundferse
Typisch für die Haglundexostose sind Beschwerden an der Fersenhinterseite, direkt über dem Ansatz der Achillessehne.
Häufige Beschwerden:
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Schmerz beim Tragen geschlossener Schuhe mit harter Fersenkappe
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Unangenehmes Stechen beim Auftreten, besonders am Morgen (Anlaufschmerzen)
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Brennen oder Druckgefühl nach längerer Belastung, z. B. nach einem Lauf oder einer Wanderung
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Schwellung oder Rötung im oberen Fersenbereich
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Reizung des Schleimbeutels (Bursitis), was die Beschwerden verstärken kann
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Druckempfindlichkeit beim Sitzen mit angelegten Schuhen oder beim Autofahren
Abgrenzung zum Fersensporn
Im Gegensatz zur Haglundferse befindet sich der Fersensporn an der unteren Seite der Ferse, am Ansatz der Plantarsehne. Schmerzen treten dort eher beim ersten Auftreten nach dem Aufstehen oder längerem Stehen auf und befinden sich unterhalb, nicht hinter der Ferse.

Begleitende Erkrankungen
Bei chronischer Reizung können sich weitere Beschwerden entwickeln:
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Bursitis: Eine schmerzhafte Entzündung des Schleimbeutels zwischen Knochen und Sehne
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Achillodynie: Reizung oder Entzündung der Achillessehne
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Insertionstendinopathie: Sehnenansatzreizungen mit Verdickung oder Degeneration
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Hohlfuss: Begünstigt durch die veränderte Belastungsverteilung die Reizung der Sehnenansätze
Behandlung: Was hilft bei einem Haglundsyndrom?
In etwa der Hälfte aller Fälle ist eine konservative Therapie – also ohne Operation – ausreichend. Ziel ist es, die mechanische Reizung zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und die Belastung umzuverteilen.
1. Orthopädische Schuheinlagen
Einlagen können die Belastung im Schuh gezielt verändern:
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Polsterung der Ferse: Weiches Material im Fersenbereich reduziert den Druck durch die Schuhinnenseite.
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Seitliche Führung: Bei Fehlstellungen wie dem Hohlfuss kann die Einlage die Ferse stabilisieren und Fehlbelastungen korrigieren.
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Vermeidung von Reibung: Durch spezielle Formgebung wird der Kontakt zwischen Ferse und Schuh reduziert.
2. Gel-Fersenkissen
Diese weichen, flexiblen Einlagen wie z. B. das Model ViscoHeel von Bauerfeind werden direkt unter die Ferse gelegt. Sie haben mehrere Effekte:
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Leichte Erhöhung der Ferse: Entlastet die Achillessehne durch Reduktion der Spannung.
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Schockabsorption: Dämpft die Belastung beim Gehen, wirkt wie ein Stossdämpfer.
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Druckumverteilung: Der Druck wird mehr auf den Vorfuss verlagert, die schmerzhafte Fersenstelle wird entlastet.

3. Kühlen und Hochlagern
Bei akuten Schmerzen helfen kalte Umschläge, Eispackungen oder Kälte-Gels. Wichtig ist:
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Nicht direkt auf die Haut legen, in ein Tuch einwickeln (Verletzungsgefahr)
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10–15 Minuten kühlen, mehrmals täglich
Zusätzlich hilft das Hochlagern der Ferse, um Schwellungen zu reduzieren.
4. Schonung und Belastungsanpassung
Vorübergehende Reduktion sportlicher Belastung – insbesondere Joggen, Sprungbelastungen oder intensives Bergwandern – hilft dem Gewebe, sich zu regenerieren. Schuhe mit offener Ferse (z. B. Sandalen) oder weichem Abschluss können den Alltag erleichtern.
5. Dehnübungen
Gezielte Dehnung der Wadenmuskulatur und Achillessehne reduziert die Zugkraft auf den Sehnenansatz. Einfaches Beispiel:
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Stellen Sie sich mit dem Vorfuss auf eine Treppenstufe, die Ferse hängt frei.
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Senken Sie die Ferse langsam ab, bis Sie eine Dehnung spüren.
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30 Sekunden halten, 3–5 Wiederholungen täglich.
6. Injektionen mit Kortison oder Hyaluron
Bei starken Entzündungen des Schleimbeutels oder der Sehne kann die medizinische Fachperson eine gezielte Injektion verabreichen:
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Kortison wirkt stark entzündungshemmend, sollte aber nicht wiederholt an die Sehne gespritzt werden (Gefahr der Sehnenschädigung).
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Hyaluronpräparate sind gewebeschonender und können die Gleitfähigkeit verbessern.
7. Stosswellentherapie
Die extrakorporale Stosswellentherapie (ESWT) stimuliert den Stoffwechsel im betroffenen Gewebe und fördert die Regeneration. Sie kann bei chronischen Beschwerden helfen, insbesondere wenn konservative Massnahmen alleine nicht ausreichen.
8. Gewichtsreduktion
Ein hoher BMI erhöht die Belastung auf die Ferse. Selbst eine moderate Gewichtsreduktion kann Schmerzen reduzieren und das Fortschreiten der Reizung verlangsamen.
Operation als letzter Schritt
Wenn konservative Massnahmen langfristig keine Besserung bringen, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein. Dabei wird die knöcherne Ausziehung entfernt und – falls erforderlich – entzündetes Gewebe (z. B. Schleimbeutel) mit entfernt. Eine Operation ist meist der letzte Schritt, insbesondere bei sehr grossen Exostosen oder chronischer Bursitis.
Prävention: So beugen Sie ein Haglundsyndrom vor
1. Schuhwahl im Alltag und beim Sport
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Weiches, druckfreies Fersenmaterial
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Keine zu engen Schuhe oder harte Kappen
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Gute Passform – weder zu weit noch zu eng
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Bei sportlicher Belastung: Schuhe mit ausreichender Dämpfung und Raum für Bewegung
2. Vorsicht bei hartem Untergrund
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Vermeiden Sie harte und unebene Laufböden (z. B. Beton, Kopfsteinpflaster)
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Laufen Sie nach Möglichkeit auf Waldboden, Laufbahnen oder ebenem Naturboden
3. Ausgleich durch Fussgymnastik
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Kräftigung der Fussmuskulatur
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Mobilisation und Dehnung zur Erhaltung der Beweglichkeit
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Zehengreifübungen, Barfussgehen (nicht auf harten Böden!)
Fazit: Frühzeitig handeln bei Fersenschmerzen
Die Haglundferse ist eine häufige Ursache für Schmerzen an der Fersenrückseite – besonders bei sportlich aktiven Menschen und Frauen. Wer erste Symptome wie Brennen, Druck oder Schwellung im oberen Fersenbereich bemerkt, sollte rechtzeitig reagieren. In vielen Fällen helfen gezielte Massnahmen wie Gel-Fersenkissen, Einlagen, Schonung und Dehnung, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen – ganz ohne Operation.
Tipp: Achten Sie beim nächsten Schuhkauf bewusst auf die Fersenkappe. Schon kleine Details machen einen grossen Unterschied für Ihre Fussgesundheit.
Dieser Artikel und die beschriebenen Behandlungsmethoden ersetzen keinen Arztbesuch und dienen lediglich der Aufklärung über das Thema Haglundexostose und Haglundsyndrom.