Karpaltunnelsyndrom: Ursachen, Symptome und Behandlung

Wenn die Hände streiken – Risikofaktoren, Beschwerden und Wege zur Linderung

Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist eine der häufigsten Nervenkompressionsstörungen und etwa 4-10 % der Menschen leiden mindestens einmal im Leben darunter. Frauen erkranken 3-mal häufiger als Männer, wobei meistens Personen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren betroffen sind. Dieses Syndrom kann erhebliche Beschwerden in der Hand verursachen und den Alltag beeinträchtigen, insbesondere bei Menschen, die viel mit den Händen arbeiten.

Ursachen des Karpaltunnelsyndroms

Der Karpaltunnel ist ein schmaler Kanal im Handgelenk, der von Knochen und Bändern umgeben ist. Durch diesen schmalen Tunnel verlaufen Sehnen und der Medianusnerv (Mittelnerv), der für die Empfindung und Motorik in Teilen der Hand verantwortlich ist. Wenn der Druck auf diesen Nerv zunimmt und dieser aufgrund von Platzmangel eingeklemmt oder komprimiert wird, entsteht das Karpaltunnelsyndrom.

Karpaltunnelsyndrom Nerv

 

Die häufigsten Ursachen sind:

1. Überbeanspruchung der Handgelenke: Wiederholte Bewegungen, besonders Beuge- und Greifbewegungen, können zu einer Reizung und Entzündung der Sehnen im Karpaltunnel führen, was den Raum verengt und vermehrt Druck auf den Medianusnerv ausübt (z.B. durch eine Sehnenscheidenentzündung). Tätigkeiten wie das Arbeiten am Computer, handwerkliche Arbeiten oder Musizieren mit Instrumenten sind typische Auslöser. Aber auch bestimmte Sportarten wie Krafttraining, Tennis, Rudern, Klettern oder Fechten können eine Ursache sein aufgrund falscher Ausübung und Technik.

2. Anatomische Faktoren: Manche Menschen haben von Natur aus einen engeren Karpaltunnel, was das Risiko einer Nervenkompression erhöht. Auch anatomische Veränderungen durch Verletzungen oder Brüche im Handgelenk können den Karpaltunnel einengen.

3. Schwangerschaft: In der Schwangerschaft kommt es häufig zu einer Flüssigkeitsansammlung im Körper (Ödem), die auch das Gewebe im Karpaltunnel anschwellen lassen kann. Dies erhöht den Druck auf den Medianusnerv, weshalb schwangere Frauen oft temporär unter dem Karpaltunnelsyndrom leiden. Nach der Entbindung klingen die Symptome jedoch meist wieder ab.

4. Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie Diabetes, rheumatoide Arthritis oder Schilddrüsenunterfunktion können das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom erhöhen, da sie Entzündungen oder Gewebeschwellungen im Handgelenk verursachen.

5. Hormonelle Veränderungen: Hormonelle Schwankungen, wie sie in der Menopause oder bei hormonellen Erkrankungen auftreten, können ebenfalls zu Wassereinlagerungen und Schwellungen führen, was die Wahrscheinlichkeit eines Karpaltunnelsyndroms erhöht.

Symptome des Karpaltunnelsyndroms

Die Symptome des Karpaltunnelsyndroms entwickeln sich in der Regel schleichend und verschlimmern sich mit der Zeit, wenn die Nervenkompression unbehandelt bleibt. Für eine definitive Diagnose wird meist eine elektrophysiologische Untersuchung durchgeführt, bei welcher die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen wird. Eine Röntgenaufnahme wird nur bei einem Verdacht auf eine knöcherne Veränderung als Ursache angefertigt.

Zu den häufigsten Symptomen des Karpaltunnelsyndroms gehören:

1. Taubheitsgefühl und Kribbeln: Dies sind die typischen frühen Symptome, die oft in den Fingern (Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und Teile des Ringfingers) auftreten. Das Kribbeln wird häufig als „Einschlafen“ der Hand oder "Ameisenlaufen" beschrieben und tritt besonders nachts bzw. morgens auf oder bei Tätigkeiten, bei denen das Handgelenk stark gebeugt ist.

2. Schmerzen in der Hand und im Handgelenk: Der Schmerz kann bis in den Unterarm ausstrahlen und bei bestimmten Bewegungen oder Druck auf das Handgelenk verstärkt auftreten.

3. Schwäche in der Hand: Mit fortschreitender Nervenkompression kann es zu einer Schwächung der Hand kommen, sodass das Greifen und Halten von Gegenständen erschwert wird. Alltägliche Aufgaben wie das Halten einer Tasse oder das Schreiben können schwieriger werden.

4. Feinmotorische Einschränkungen: Die Finger können sich steif anfühlen, und feine Bewegungen, wie das Knöpfen von Kleidung oder das Greifen kleiner Gegenstände, werden zunehmend herausfordernd. In einem fortgeschrittenen Stadium kann es auch vermehrt zu Ungeschicklichkeiten und Missgeschicken im Alltag kommen.

5. Verschlechterung bei bestimmten Bewegungen: Die Symptome verschlimmern sich oft bei Tätigkeiten, die eine starke Beugung oder Streckung des Handgelenks erfordern, wie beim Halten eines Smartphones, Tragen einer Einkaufstasche oder Autofahren. Auch ein unbewusstes Abknicken der Hand während des Schlafs kann die Beschwerden verstärken.

Behandlung des Karpaltunnelsyndroms

Die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms zielt darauf ab, den Druck auf den Medianusnerv zu verringern und die Symptome zu lindern. Die Wahl der Behandlung hängt von der Schwere der Symptome und dem Fortschreiten der Erkrankung ab.

1. Konservative Behandlungsmethoden:

- Schonung und Pausen: Die wichtigste Massnahme ist die Vermeidung von Überlastung. Das bedeutet, häufige Pausen einzulegen, die Hände zwischendurch kurz durchzuschütteln und die Belastung des Handgelenks zu minimieren. Ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz können helfen, eine falsche Handhaltung zu vermeiden.

- Handgelenkschienen: Eine Handgelenkschiene, die das Handgelenk in einer neutralen Position hält, kann den Druck auf den Medianusnerv reduzieren. Diese Schienen werden oft nachts getragen, um zu verhindern, dass das Handgelenk im Schlaf zu stark gebeugt wird. 

Handgelenkschiene Karpaltunnelsyndrom



- Medikamente: Entzündungshemmende Schmerzmittel können nach Absprache mit einem Arzt helfen, die Entzündung im Karpaltunnel zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.

- Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann Übungen zur Dehnung und Stärkung der Muskulatur im Handgelenks- und Unterarmbereich empfehlen, um den Druck auf den Nerv zu verringern. Auch Techniken zur Nervenmobilisation können Teil der Therapie sein.

- Akupunktur: Einige Patienten berichten von einer Linderung der Symptome durch Akupunktur, obwohl die wissenschaftliche Evidenz dazu begrenzt ist. Es kann eine ergänzende Massnahme sein, insbesondere zur Schmerzlinderung.

2. Invasive Behandlungsmethoden:

- Kortison-Injektionen: Bei stärkeren Schmerzen können Kortison-Injektionen in das Handgelenk helfen, die Entzündung zu reduzieren und die Schwellung zu lindern. Dies kann vorübergehend Erleichterung bringen, insbesondere wenn die konservativen Massnahmen nicht ausreichen.

- Operation: Wenn konservative Behandlungen keine ausreichende Linderung bringen oder die Nervenkompression schwerwiegender ist, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Bei der Karpaltunnelspaltung wird das Band, das den Karpaltunnel überspannt, durchtrennt, um den Druck auf den Nerv zu verringern. Es kann auch noch zusätzlich einengendes Gewebe entnommen werden. Dieser Eingriff kann minimal-invasiv durchgeführt werden und hat in der Regel eine hohe Erfolgsrate.

Prävention des Karpaltunnelsyndroms

Es gibt einige Massnahmen, die helfen können, ein Karpaltunnelsyndrom zu verhindern oder dessen Fortschreiten zu verlangsamen:

- Ergonomisches Arbeiten: Achten Sie darauf, dass Ihr Arbeitsplatz ergonomisch eingerichtet ist. Halten Sie das Handgelenk beim Tippen oder bei der Arbeit mit Werkzeugen möglichst gerade und vermeiden Sie das Handgelenk dauerhaft zu beugen oder belasten. 

- Regelmässige Pausen: Wenn Sie lange Zeit mit den Händen arbeiten, empfiehlt es sich der Muskulatur und den Sehnen regelmässige Entspannungsphasen zu gönnen. Insbesondere bei Tätigkeiten, wo die Hände vermehrt Schwingungen und Vibrationen ausgeliefert sind, gilt es diese Pausen zwingend einzuhalten (z.B. beim Presslufthämmern oder Bohren).

- Dehn- und Kräftigungsübungen: Übungen, die die Flexibilität und Kraft im Handgelenk und Unterarm verbessern, können helfen, die Sehnen zu entlasten und den Druck auf den Medianusnerv zu verringern.

- Richtige Handhaltung und Technik: Versuchen Sie die Hände und Handgelenke in einer neutralen Position zu halten, besonders bei Tätigkeiten wie dem Tippen, dem Schreiben oder der Nutzung von Werkzeugen. Bei sportlichen Tätigkeiten sollten Sie die gewählte Technik überprüfen und auch die Wahl der Hilfsmittel überdenken, so empfiehlt sich z.B. beim Tennis ein Schläger mit geringerem Umfang und beim Kanusport ein leichter zu greifendes Paddel.

Fazit

Das Karpaltunnelsyndrom ist eine schmerzhafte und oft einschränkende Erkrankung, die jedoch in den meisten Fällen gut behandelbar ist durch eine Operation oder Handgelenkschiene. Mit frühzeitiger Diagnose und geeigneten Massnahmen lässt sich der Druck auf den Medianusnerv effektiv reduzieren, wodurch die Symptome gelindert werden und das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden kann.

Wenn Sie Anzeichen eines Karpaltunnelsyndroms bei sich bemerken, sollten sie rechtzeitig einen Arzt aufsuchen, um geeignete Therapiemassnahmen einzuleiten und langfristige Nervenschäden zu verhindern.

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