ISG-Blockade: Ursachen, Symptome und Behandlung

Das Iliosakralgelenk, kurz ISG oder auch Kreuzbein-Darmbein-Gelenk genannt, verbindet das Kreuzbein (Os sacrum) mit dem Darmbein (Os ilium) des Beckens. Es handelt sich dabei um ein paariges Gelenk – also rechts und links vorhanden – das nur eine sehr geringe Beweglichkeit aufweist, aber für die Kraftübertragung zwischen Oberkörper und Beinen eine zentrale Rolle spielt.
Da das ISG stark von Bändern gesichert wird und kaum Bewegungen zulässt, ist es besonders empfindlich gegenüber Fehlbelastungen, einseitiger Beanspruchung oder Blockierungen.
Abgrenzung: ISG-Blockade, ISG-Schmerzen und ISG-Syndrom
Die Begriffe rund um das Iliosakralgelenk können auf den ersten Blick verwirrend wirken. Hier eine einfache Erklärung der wichtigsten Begriffe:
- ISG-Blockade: Das Gelenk ist vorübergehend in seiner Bewegung eingeschränkt. Das fühlt sich oft an wie ein "verklemmter" Rücken und entsteht meist durch eine Fehlbelastung oder plötzliche Bewegung. Die Blockade ist in der Regel reversibel, also behebbar.
- ISG-Schmerzen: Allgemeiner Begriff für Schmerzen, die vom Iliosakralgelenk ausgehen. Diese Schmerzen können stechend, ziehend oder drückend sein und in den unteren Rücken, das Gesäss oder die Leiste ausstrahlen.
- ISG-Syndrom: Sammelbezeichnung für Beschwerden, die mit dem Iliosakralgelenk zusammenhängen. Dazu gehören Blockaden, Reizungen und Abnutzungserscheinungen. Es ist der medizinische Oberbegriff für die verschiedenen Formen von ISG-bedingten Schmerzen.
Warum sind Frauen häufiger betroffen?
Studien zeigen, dass Frauen deutlich öfter unter ISG-Problemen leiden als Männer. Der Grund liegt in der anatomischen Beschaffenheit der Gelenkflächen: Beim Mann sind die Erhebungen und Furchen auf den Flächen des Iliosakralgelenks ausgeprägter, was für mehr Stabilität sorgt. Bei Frauen ist das ISG dagegen flacher und glatter, was die Gelenkstabilität reduziert. Dieser Effekt wird durch hormonelle Einflüsse auf die Bänder und Gelenke z. B. während der Schwangerschaft noch verstärkt.
Symptome: Wie äussert sich eine ISG-Blockade?
Die Symptome einer ISG-Blockade sind vielseitig und oft schwer zuzuordnen. Typisch ist ein einseitiger, dumpfer oder stechender Schmerz im unteren Rücken, Gesäss oder in der Leistengegend. Auch ausstrahlende Beschwerden bis in den Oberschenkel sind möglich, jedoch ohne Beteiligung des Ischiasnervs.
Typische Alltagssituationen mit Schmerzen:
- Aufrichten aus dem Sitzen, z. B. vom Sofa oder vom Bürostuhl
- Heben schwerer Gegenstände, z. B. Einkaufstaschen oder Kisten
- Längeres Stehen oder einseitige Belastung im Alltag
- Umdrehen im Bett oder Treppensteigen

In einigen Fällen berichten Betroffene auch von Darm- oder Blasenproblemen, da die Nervennetze im Beckenbereich eng miteinander verbunden sind. Diese Symptome sollten jedoch immer ärztlich abgeklärt werden, um weitere Ursachen auszuschliessen.
Abgrenzung zu anderen Erkrankungen
ISG-Schmerzen werden häufig mit anderen Rückenerkrankungen verwechselt. Eine genaue Diagnose ist entscheidend.
- Lumboischialgie: Schmerzen im unteren Rücken mit Ausstrahlung ins Bein durch Reizung des Ischiasnervs. Anders als beim ISG-Syndrom ist hier oft ein ziehender Nervenschmerz spürbar.
- Hexenschuss (Lumbago): Plötzlich einschiessender Schmerz im unteren Rücken ohne Ausstrahlung. Geht eher von Muskulatur oder Bandscheiben aus.
- Bandscheibenvorfall: Eine Vorwölbung oder Verlagerung der Bandscheibe, die auf Nervenwurzeln drücken kann. Hier treten oft neurologische Ausfälle wie Kribbeln oder Taubheit auf.
- Morbus Bechterew: Chronisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule. Tritt meist bei jungen Männern auf, oft mit Morgensteifigkeit und einer familiären Vorbelastung.
Behandlung: Was hilft bei einer ISG-Blockade?
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lassen sich ISG-Beschwerden mit konservativen Massnahmen sehr gut behandeln. Ziel ist es, das Gelenk zu entlasten, die Muskulatur zu lockern und die Beweglichkeit wiederherzustellen.
1. Rückenorthesen zur Entlastung des ISG
Rückenorthesen wie das Modell SacroLoc der Marke Bauerfeind stabilisieren gezielt den Beckenbereich und entlasten die Iliosakralgelenke. Die Orthese wirkt durch:
- Eingearbeitete Pelotten: Diese massieren bei Bewegung sanft die Muskulatur und regen die Durchblutung an.
- Stabilisierende Kompression: Der Druck auf das Gelenk wird verringert, Reizungen nehmen ab.
- Frühzeitige Mobilisation: Durch die Unterstützung der Orthese ist schonende Bewegung früher möglich, was den Heilungsprozess beschleunigt.
Besonders hilfreich ist die Orthese bei:
- Längeren Hausarbeiten (z. B. Kochen, Bügeln)
- Bürotätigkeiten mit viel Sitzen
- Spaziergängen oder beim Einkaufen

2. Weitere konservative Behandlungsmethoden
Ein umfassendes Behandlungskonzept sollte mehrere konservative Ansätze kombinieren. Je nach Ausprägung der Beschwerden können diese individuell angepasst werden.
- Bewegung und Sport: Regelmässige körperliche Aktivität trägt zur Lockerung und Durchblutung der Muskulatur bei. Besonders geeignet sind gleichmässige Bewegungsformen wie Schwimmen (Rücken oder Kraul), Nordic Walking, Velofahren mit aufrechter Haltung oder Wandern auf ebenem Untergrund. Weniger geeignet sind Sportarten mit plötzlichen Richtungswechseln, wie Tennis, Handball oder Fussball.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen unter Anleitung einer Fachperson verbessern die Rumpfstabilität. Die manuelle Therapie kann akute Blockaden lösen. Auch Triggerpunktbehandlung und Dehntechniken kommen zum Einsatz.
- Faszienrollen: Die regelmässige Anwendung kann Verklebungen im Bindegewebe lösen. Besonders wirksam bei verspannter Lenden- und Gesässmuskulatur.
- Gymnastikbälle: Fördern dynamisches Sitzen, aktivieren die tief liegenden Rumpfmuskeln und eignen sich hervorragend für das Training der Balance und Körperwahrnehmung.
- Wärmepflaster und Wärmeauflagen: Durch wärmende Reize kann die Muskelspannung gesenkt und die Durchblutung gefördert werden. Besonders zu Beginn hilfreich, um Schmerz und Anspannung zu reduzieren.
- Korrekte Haltung: Ergonomische Sitzmöbel, eine aufrechte Körperhaltung und das regelmässige Verändern der Position beugen einer einseitigen Belastung vor. Achten Sie beim Heben auf das Zusammenspiel von Beinen und Rücken.
- Ergänzend: Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation oder achtsames Bewegungstraining wie Yoga und Pilates können die Beschwerden unterstützend lindern, sofern sie angepasst an die Beschwerden ausgeführt werden.
Prävention: So beugen Sie ISG-Schmerzen vor
Die beste Therapie ist oft die Prävention. Um das Risiko für eine erneute ISG-Blockade oder chronische Beschwerden zu senken, können Sie folgende Massnahmen regelmässig in Ihren Alltag integrieren:
- Aktive Pausen im Alltag: Stehen Sie regelmässig vom Schreibtisch auf, gehen Sie kurze Strecken oder führen Sie kleine Übungen für die Rumpfmuskulatur durch.
- Gezieltes Rückentraining: Insbesondere Kräftigungsübungen für Beckenboden, Bauch und unteren Rücken stärken die Stabilität der gesamten Körpermitte.
- Koordination und Gleichgewicht: Ein gut trainiertes Gleichgewicht reduziert Fehlbelastungen. Einbeiniges Stehen oder Training auf instabilen Unterlagen (z. B. Balance-Pads) kann effektiv sein.
- Individuell angepasste Matratze: Eine rückenschonende Unterlage mit ausreichender Stützkraft fördert erholsamen Schlaf und verhindert Fehlstellungen während der Nacht.
- Ernährung und Hydration: Ausreichendes Trinken und eine entzündungshemmende, ballaststoffreiche Ernährung können die Gewebeversorgung unterstützen.
Wer die Signale seines Körpers frühzeitig erkennt und entsprechend handelt, kann vielen Beschwerden vorbeugen und langfristig aktiv bleiben.
Fazit
Eine ISG-Blockade kann sehr schmerzhaft sein, ist aber meist gut behandelbar. Mit konservativen Massnahmen wie Rückenorthesen, gezielter Bewegung, Wärmeanwendungen und bewusster Körperhaltung lassen sich die Beschwerden wirksam lindern. Wer frühzeitig reagiert und seine Rückenmuskulatur stärkt, kann akuten Schmerzen vorbeugen und langfristig die Lebensqualität deutlich verbessern.
Hinweis: Dieser Artikel dient der reinen Informationsgewinnung und kann keine medizinische Behandlung oder Diagnose ersetzen.